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  • AutorenbildSusi Sunshine

Meine "Mein Schiff " Reise

Aktualisiert: 25. Feb. 2021

Der Anfang ohne Ende oder einfach: Meine Zeit an Bord

Susi im Arbeitsoverall auf dem open deck mit Blick über den Ozean

Insgesamt habe ich nun zehn Monate an Bord der Mein Schiff Flotte verbracht, über 30 Schiffsrundgänge absolviert und mindestens 40 mal Shuffelboard mit unseren lieben Gästen gespielt. Um ehrlich zu sein habe ich mich für dieses Abenteuer entschieden, weil TUI mir meine erste Job-Zusage nach Reiserückkehr bescherte. Nach meiner zweiten Weltreise 2019, befand ich mich in einer Phase totaler Offenheit und war bereit mein Schicksal anzunehmen, wohin auch immer mich mein Weg führen würde. Schnell stand also die neue Windrichtung fest und der Ozean mit seinen endlosen Weiten und fantastischen Sonnenuntergängen wartete bereits auf mich...


So wurde ich Teil der großen Mein Schiff Familie - als Rezeptionistin auf der Mein Schiff 1.


Willkommen neues Abenteuer! Ich war fest entschlossen hart zu arbeiten und somit das finanzielle Reiseloch der vorherigen Weltreise zu stopfen. Auch wenn es oft nervenaufreibend, anstrengend und kräftezehrend wurde, war dies eine ganz besondere Zeit für mich und ich sehe auf viele schöne Momente zurück. Die Arbeit an der Rezeption machte mir von Anfang an Spaß und der Gästekontakt war es auch, der mich die ein oder andere Panne vergessen ließ. Der Quereinstieg ins Hotelgewerbe war sicherlich kein Zuckerschlecken aber ich wollte ja was Neues lernen und sehen, meinen Horizont erweitern.


Das Arbeiten auf einem Kreuzfahrt-Gigant verbindet das Nützliche mit dem Schönen und bot sich daher für eine Susi mit Freiheitsdrang natürlich an. Allerdings war meine Studienzeit gute zehn Jahre her und mein Gehirn es gewohnt vor allem kreativ zu arbeiten. Somit musste ich mich erst wieder auf solch einen Informationsschwall einstellen und die grauen Zellen auf maximale Absorption programmieren. Alles war neu für mich: vom Schiffsaufbau, den Gepflogenheiten an Bord bis hin zum „Präsente auf Kabine-Schicken“. Lieb zu den Gästen zu sein fiel mir dahingehend am leichtesten, konnte ich hier ja bereits ausgiebige Erfahrungen in meiner ehemaligen Tätigkeit als Tanzlehrerin sammeln.


1. Aller Anfang ist (gar nicht so) schwer


a) Vertragslänge & Arbeitszeiten


Vertragslänge für Einsteiger im Gästeservice

Ich war als „Erstie“ an der Rezeption direkt für sechs Monate unter Vertrag. Da ich als Quereinsteiger wirklich eine Menge zu lernen und aufzuholen hatte, schien mir der Zeitraum auch absolut angemessen. Sechs Monate ohne auch nur einen einzigen freien Tag durchzustehen, war zu Beginn schon ein eigenartiger Gedanke, doch am Ende nur halb so wild. Es ist definitiv gut möglich ein halbes Jahr durchzuarbeiten, denn dafür hast du ja im Anschluss THEORETISCH eine längere Off-Phase um dich zu regenerieren. Die Zeit verging eher wie im Flug, da die Eindrücke so vielfältig und die Erlebnisse so besonders waren. Beinahe jeden Tag ein neuer Hafen, zig Trainings die es zu absolvieren galt und dann noch ein völlig neues Lebens- und Arbeitsumfeld, tausende neue Gesichter und Geschichten. Das muss das Köpfchen erst einmal verarbeiten.


Aktuell hat sich die Lage allerdings verbessert. Nach neuesten Infos musst du im Erstvertrag/Gästeservice nur noch mit den üblichen vier Monaten an Bord rechnen. Top!


Nutze deine Pausen weise!

Pause auf dem Crew Deck an der frischen Luft

Wann immer ich konnte bin ich von Bord gegangen. Das würde ich auch dir unbedingt empfehlen, wenn du mit dem Gedanken spielst als Crew anzuheuern. Ganz bewusst bin ich auch oft allein losspaziert, um Abstand von allem zu gewinnen oder um einfach mal nicht reden zu müssen. Nur atmen, frischer Wind um die Ohren und Sonnenstrahlen auf der Haut.

Ohne diese „kleinen Fluchten“, wie ich meine längeren Pausen liebevoll nannte, wäre die Zeit an Bord tatsächlich sehr lang geworden und die Motivation wahrscheinlich irgendwann auf der Strecke geblieben. Mach dir bewusst, dass du an Bord für längere Zeit ohne Tageslicht sein wirst und dir kein frischer Wind um die Nase weht. Du hältst dich vor allem innerhalb des Schiffes und unter Deck auf! Wenn du zusätzlich das Glück hast (Achtung: Ironie) an der Rezeption auf Deck 3 zu arbeiten, dann fehlt dir dort jeglicher Blick nach draußen. Auf Deck 3 und auch in deine Kabine schafft es nämlich kein Sonnenstrahl und leider kann man sich das Vitamin D auch noch nicht aufs Frühstücksbrötchen schmieren.


Ohne freien Tag für Monate mit einem Arbeitspensum von ca. zehn Stunden (Tendenz eher steigend) täglich, bleibt dir da nicht viel Freizeit. Meinen persönlichen, kleinen Tiefpunkt erreichte ich nach ca. fünf Monaten. Aus Zufall lagen alle meine großen Pausen auf Seetagen, an denen das Wetter dann so mies war, dass sogar Lümmeln auf dem Crew Deck unmöglich war. Somit blieb ich für volle zwei Wochen ausschließlich unter Deck, verbrachte viel Zeit auf Kabine und schlief oder versuchte ein stilles Plätzchen zum Lesen zu finden (was an Bord tatsächlich ein schwierigeres Unterfangen ist). Der Lichtentzug und die vielen Arbeitsstunden ließen mich ohne Ausgleich etwas nölig werden, was eigentlich überhaupt nicht meine Art ist, aber nach zwei Wochen im Schiffsbauch schon mal passieren kann.


b) Einarbeitungszeit

Blick vom Schiff durch die verglaste Rückseite des Restaurants "Diamant"
Blick aus dem "Diamant" | MS1

Wenn du bereits eine Ausbildung in der Hotellerie gemacht hast, wirst du dich wahrscheinlich schnell zurechtfinden und deine Kolleg*innen zeitnah unterstützen können. Wenn du allerdings neu im Business bist, kommt erst einmal eine harte Zeit auf dich zu. Neuer Input fliegt dir anfangs förmlich um die Ohren. Zum einen wären da zahlreiche Trainings, die dich mit der Schiffsmaterie und der Sicherheit an Bord sowie dem allg. Miteinander vertrauter machen sollen. Hinzu kommt der ganz normale "Rezeptions-Wahnsinn". Zwei mal wöchentlich finden Sicherheitsübungen, sogenannte Drills statt, für die du von Anfang an fest eingeplant bist und direkt funktionieren musst. Aber nur ruhig Blut. Hierzu kannst du vorab bei deinen Kolleg*innen Infos zu deiner Duty einholen und erfährst, wann du wo sein musst.


In der übrigen Arbeitszeit bist du natürlich an der Rezeption und wirst einem Rookie Coach zugeteilt. Eine super Sache, da du dich so gleich willkommener fühlst, Anschluss hast und dir so auch das Crewleben nähergebracht wird. Man glaubt es kaum aber tatsächlich habe ich zu Beginn öfters die Orientierung in den Endlosgängen des Schiffes verloren, als mir lieb war – sieht es doch im Crewbereich überall recht ähnlich aus.


Dein Rookie Coach geht alle wichtigen Punkte mit dir gemeinsam durch, die du an der Rezeption wissen musst und gibt dir einen groben Überblick zum Schiff selbst. Wenn du ganz großes Glück hast wie ich, den besten Coach der Welt zu haben, macht das außerdem eine Menge Spaß. Ganz liebe Grüße an Gina an dieser Stelle 😘 .


Die Trainings schließen mit einem Safety Test ab, der meist nach zwei Wochen an Bord erfolgt. Du hast hierfür höchstens drei Anläufe, bevor es kritisch für dich wird.

Da zu deinen Aufgaben auch Schiffsrundgänge und diverse andere „Aktionen“ mit den Gästen gehören, bekommst du auch hier immer eine kleine „Mitlaufrunde“. Den ersten Rundgang absolvierst du mit deinem Coach, kannst dir so ein paar Anregungen holen und dir die Strecke im Geiste schon mal abspeichern. Auch beim Shuffle Board, Bingo etc. bist du zu Beginn erst mal die reizende Assistenz.


Insgesamt kannst du davon ausgehen, dass von dir erwartet wird, dass du nach ca. eineinhalb Monaten (+/- zwei Wochen) Einarbeitungszeit weitestgehend selbstständig am Counter stehen und arbeiten kannst.


Extra Hinweis: Selbst für neue Kollegen mit abgeschlossener Hotelausbildung waren die Buchungssysteme und sonstigen Programme an Bord komplettes Neuland. Gearbeitet wird vor allem mit Front Office, Ving Vision und MXP. Auch mit den schiffsinternen Dienstgraden von Deck und Hotellerie muss man sich erst mal vertraut machen. In der Hotellerie gibt es tatsächlich unterschiedliche Positionsbezeichnungen für an Bord und an Land. Als Frischling konnte ich mir ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, als das erste Mal in meinem Beisein vom HOT MAN die Rede war. Den wollte ich ganz unbedingt kennenlernen!😜


Da sich coronabedingt gerade viel verändert an Bord, kommen für den Gästeservice neue Aufgabenbereiche hinzu und andere fallen weg. Wie das genau ausschaut, bringe ich noch in Erfahrung und lasse es dich hier wissen.


2) Als Crewmitglied die Welt entdecken?

Geiranger Fjord mit Kanufahrern
Geiranger Fjord

Tatsächlich würde ich die Arbeit auf einem Kreuzfahrschiff nie empfehlen um die Welt bzw. Land & Leute wahrhaftig kennenzulernen. Appetithappen kann man sich allerdings schon den einen oder anderen holen. Mache dir bewusst, dass du zum Arbeiten an Bord bist und deine Freizeit sehr begrenzt ist! Meist reicht die Arbeitspause gerade mal für eine gemütliche Tasse Kaffee im Kopenhagener Zentrum oder ein erfrischendes Bier in exotischer Atmosphäre auf Koh Samui. Wenn ich eins zu schätzen gelernt habe, dann ist es Zeit... Zeit den Moment zu genießen, Zeit sich treiben zu lassen und Zeit für gute Gespräche. Leider ist der Blick auf die Uhr bzw. das Handy automatisiert wenn man die Schicht oder das Ablegen des Schiffes nicht verpassen darf. Aber wirkliche Erholung oder ausgiebiges Sightseeing findet weniger statt. Gerade für mich, die es schätzt sehr „intim“ mit ihren Reisezielen zu werden und am liebsten stundenlang auf Streifzüge geht, sind die wenigen Stunden nicht annähernd zufriedenstellend. Außerdem war ich oft so müde, dass ich mich wahrlich schwer mit der Entscheidung tat, entweder „raus“ zu gehen oder mich lieber für eine extra Portion Schlaf aufs Ohr zu legen.


Andere Kolleg*innen waren da jedoch ganz anders und haben mit viel Planungstalent riesige Sightseeing Trips im Schnelldurchlauf absolviert, aber dies ist tatsächlich nicht meine Art zu reisen. Ich habe aus diesem Grund auch viele meiner Mein Schiff- Ziele für einen erneuten Besuch auf meine Bucket List gepackt. Schließlich möchte ich auch mal abends durch Stockholms Zentrum streifen, anschließend friedlich in meinem Hotelbett einschlummern und von einem „Morgen“ träumen. Natürlich gibt es auch sogenannte Overnights an Bord, doch eher selten. In diesen bleibt das Schiff über Nacht im Hafen liegen, was für die Crew meist Parteeeeey an Land bedeutet 😅.

3) ...und auf einmal kam Corona


Genau in diesem Moment, in dem ich meine Gedanken niederschreibe, ist der 20. Mai 2020 und insgesamt habe ich nun 72 Tage ausschließlich auf See verbracht, ohne einen Fuß aufs Festland zu setzen oder Familie und Freunde zu sehen. Der sonst so straff durchorganisierte, arbeitsintensive Alltag an Bord ist einer Phase mit viel Zeit zum Reflektieren und Resümieren gewichen.


Im Erstvertrag 2019 habe ich mir versucht vorzustellen, wie man sich als Gast an Bord fühlen würde. Kam aber zu dem Entschluss, dass ich mich womöglich gar nicht entspannen könne, während meine ehemaligen Kolleg*innen on duty um mich herumschwirren - man weiß ja schließlich, was dahinter steckt. Doch manchmal beschert dir das Schicksal ganz absurde Momente und so schipperte ich im zweiten Vertrag von heute auf morgen mit der MS6, und später der MS5, ganz ohne Gäste durch die Coronazeit.

Auf einmal ging alles ganz schnell. Zu diesem Zeitpunkt war die MS6 eines der letzten Kreuzfahrschiffe im asiatischen Raum. Am 9. März, im Hafen Laem Chabang/ Thailand, riss TUI dann endgültig die Reißleine. Alle Gäste mussten innerhalb von wenigen Stunden die Kabinen räumen und die Rückreise antreten. Ich frage mich heute noch wie es für TUI möglich war, in so kurzer Zeit all unsere Gäste umzubuchen – aber es funktionierte. Alle Gäste waren wirklich sehr verständnisvoll und viele haben sich sogar an der Rezeption verabschiedet und sich bedankt. Es war ein seltsamer Moment, „zurück“ zu bleiben.


Der Alltag ohne Gäste musste nun völlig neu strukturiert werden. Was macht der Gästeservice ohne seine Gäste? Sich verstärkt um die Crew kümmern natürlich. Nachdem alles sortiert, geputzt und die Inventur erledigt war, halfen wir teilweise beim Housekeeping aus und boten unsere Freizeitaktivitäten nun für die Crew an. Natürlich war die Rezeption nach wie vor, als wichtiger Link zwischen Landseite und Schiff, noch immer rund um die Uhr zu besetzten aber wir bekamen mehr Freiheiten.


Wir durften in Gästekabinen auf die oberen Decks umziehen, teilweise die Pools nutzen, ins Kino oder mit Freunden essen gehen, während in der Heimat starke Restriktionen herrschten. Isoliert auf einem Schiff über die Weltmeere zu fahren ohne zu wissen wann man die Heimreise antreten kann, steckt der eine mehr und der andere weniger gut weg. Mir ging es emotional die gesamte Zeit ziemlich gut, da ich Zuhause schließlich nichts „verpasste“ und es mir so immerhin möglich war alle Vorzüge, wie die griechische Sonne und den Meerblick, weiterhin genießen zu können. Wir rückten alle näher zusammen, lernten uns ganz anders kennen als es unter normalen Arbeitsbedingungen je möglich gewesen wäre. Es war eine ganz besondere Zeit meines Lebens und für die Menschen, mit denen ich sie teilte, ebenso. An dieser Stelle ein großes DANKE an euch alle 🥰.



4) Besondere Momente an Bord


Im ersten Vertrag ergaben sich für mich zwei ganz spannende Geschichten, die ich heute gern mit dir teilen möchte. 2019 fand der Rockliner mit Special Guest

Udo Lindenberg auf der MS1 statt und gleichzeitig war auch

die Thüringer Allgemeine ( wichtigstes Blatt in meiner Heimat) mit an Bord. Sie suchten nach wahren Thüringer*innen, die bereit waren, ihre persönlichen Eindrücke über das Arbeiten an Bord mit ihren Lesern zu teilen. So kam es zu folgendem Zeitungsartikel, der Frau Mama Lippe Zuhause ganz stolz machte.

Zeitungsartikel der Thüringer Allgemeine über den Rockliner auf der MS1

Hier geht's zum Artikel der Thüringer Allgemeine


Als an Bord die sogenannte Eistaufe anstand, suchte man für die Show auf dem Pool Deck noch nach einem geeigneten Poseidon samt Frau. Da witterte ich die Chance, endlich als Arielle übers Meer zu tanzen und sagte zu. Bei Eiseskälte sahen wir den Gästen erst bei dem Erwerb ihrer Zertifikate zu und sorgten anschließend zwei Stunden lang für nette Erinnerungsfotos mit ihnen. Hierbei entstand dieser lustige Schnappschuss mit Kapitän Jens Troyer und dem restlichen Team.



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